04.09.2024 -

Welle der Empörung schafft Tatsachen

Vorsitzender der KV Sachsen abgewählt

Dr. Klaus Heckemann, zuletzt Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, ist am Mittwochabend (04.09.) in einer Sondersitzung von der KV-Vertreterversammlung von seinem Posten als Vorsitzender abgewählt worden, so berichtete es zuerst die ÄrzteZeitung am Abend.

Laut sein und kämpfen lohnt sich - einmal mehr, wenn das eigene Anliegen so viele Mitstreitende findet - wie im Falle des Offenen Briefes der ACHSE an die KV Sachsen vom 22.08.

"Aus der überwältigenden Zustimmung von unterschiedlichsten Institutionen im Gesundheitssystem auf unsere Stellungnahme wurden die richtigen Schlüsse gezogen. Einstellungen, wie sie von Herrn Heckemann vertreten werden, dürfen in unserer demokratischen und vielfältigen Gesellschaft keinen Bestand haben. Wir dürfen so etwas nicht hinnehmen," so Geske Wehr, Vorsitzende der ACHSE.

Neben der Forderung an die KV, den Vorsitzenden abzuberufen, betonte die ACHSE in ihrem Brief: 

"Wir als Gesellschaft verantworten die Rahmenbedingungen, die darüber entscheiden, was die Lebensqualität aller unserer Mitmenschen, auch mit Behinderung oder chronischer Erkrankung, ausmacht. Wir betrachten es als Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen und der entsprechenden medizinischen Fachverbände, ihre niedergelassenen Mitglieder in die Lage zu versetzen, zum richtigen Zeitpunkt die Indikation für eine genetische Diagnostik stellen zu können und dann die Patientinnen und Patienten den passenden Einrichtungen zur Durchführung der Diagnostik zuzuführen. Beispielhaft sei an dieser Stelle der Medizinische Dienst Bund aufgeführt, der für seine Gutachterinnen und Gutachter seit einigen Jahren ein mehrtätiges Genetikseminar als Fortbildungsmaßnahme eingeführt hat."

"Herr Dr. Heckemann maßt sich an, über die Lebensqualität von Betroffenen von schweren genetischen Erkrankungen zu urteilen und sich darüber zu erheben. Von unseren Mitgliedern wissen wir: Es sind nicht per se die mit den Erkrankungen einhergehenden körperlichen Beschwerden, Einschränkungen und Behinderungen, die das Leid für die Patientinnen und Patienten und ihre Familien ausmachen und ihre Lebensqualität einschränken. Es sind nicht zuletzt Artikel wie der von Dr. Heckemann, die neben ökonomischen Zwängen und den andauernden, zermürbenden Kämpfen darum, gesetzliche Ansprüche in unserem komplexen Gesundheitssystem geltend zu machen und berechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erlangen, die die Betroffenen als unwürdig und degradierend empfinden."

Rückblick auf die Ereignisse

Am 22.08. hat die ACHSE eine Stellungnahme veröffentlicht, die als Offener Brief an die KV Sachsen sowie Netzwerke der ACHSE und Medien verschickt worden ist. Darin forderte der Dachverband von 140 Patientenorganisationen und Stimme der Menschen mit Seltenen Erkrankungen in Deutschland die KV Sachsen zur Abberufung des Vorsitzenden Dr. Klaus Heckemann auf. Seine Äußerungen zum Thema genetische Diagnostik seien untragbar. Zur selben Zeit äußerte sich zudem ACHSE-Mitglied Mukoviszidose e.V. ebenfalls mit einem Offenen Brief, der die Anliegen der ACHSE nur unterstreicht.

In den folgenden Tagen konnte auf diese Weise eine Welle der Empörung losgetreten werden. Unterstützt durch weitere Stellungnahmen aus dem Netzwerk der ACHSE, zu denen auch Fachgesellschaften und Universitätsklinika gehören, und die sich ebenfalls kritisch äußerten, wurde Druck und ein notwendiges Medienecho erzeugt. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping sowie Landesärztekammer und andere distanzierten sich. Laut einer Pressemeldung des Hauptausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen vom 28.08. sollte der Fall zeitnah geprüft werden.

Dr. Sylvia Krug, die bisherige Stellvertretende soll den Vorstand der KV Sachsen nun alleine führen.

Stellungnahme/Offener Brief ACHSE vom 22.08.2024

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